Besuch im „Regionalen Zentrum Regens Wagner Absberg“
Rund 30 Lehrkräfte aus dem Landkreis Roth nahmen auf Einladung des BLLV-Kreisverbandes Roth an einem Fortbildungsnachmittag im „Regionalen Zentrum Regens Wagner Absberg“ teil. Lehrerin Maria Anna Wechsler hatte die Kontakte geknüpft und Joachim Gamperling, stellvertretender Einrichtungsleiter, informierte zusammen mit Katharina Hüttinger vom Fachdienst der Werkstätten für behinderte Menschen ausführlich über die vielfältigen Möglichkeiten einer Förderung in dieser Einrichtung. Den aktuellen Bezug zur Schule stellten dabei Themen wie Werteerziehung, Inklusion und respektvoller Umgang mit behinderten Menschen her. Der „Lernort Bauernhof“ bietet sich für Betriebserkundungen, aber auch als Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplatz an.
Johann Evangelist Regens Wagner, hatte 1847 zusammen mit den Dillinger Franziskanerinnen und mit Theresia Haselmayr eine „Taubstummenanstalt“ in Dillingen gegründet. Heute gibt es in Bayern 14 Zentren dieser Art, darunter auch in Zell. 1909 wurde das ziemlich marode Deutschordensschloss in Absberg angekauft und als „Ottilienheim“, einer „Anstalt für schwachsinnige Mädchen“, geführt. 1920 kam dann der „Müßighof“ dazu, der unterhalb von Absberg unmittelbar am Westufer des Kleinen Brombachsees liegt.
Damals wurden Menschen mit Behinderung oftmals noch von der Umwelt abgeschirmt. Später hatte man möglichst alle Bereiche zentral zusammengefasst, so dass die Heimbewohner unter sich waren und kaum Kontakt zum öffentlichen Leben hatten. Heute heißt es: „Raus aus den Zentraleinrichtungen, rein in die Gesellschaft!“ Inklusion ist das Stichwort. Dass die Öffnung nach außen nicht für alle Bewohner möglich ist, ist klar. Oft werden hier in Absberg auch Schwerstbehinderte betreut, die beispielsweise durch einen Unfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben. Für sie ist ein hoher Betreuungsaufwand notwendig. Andererseits sind Wohngruppen etwa nach Absberg, Gunzenhausen und Weißenburg ausgelagert. Die Bewohner arbeiten tagsüber in den Werkstätten der Einrichtung.
Hier werden rund 160 Arbeitsplätze mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Anforderungen angeboten. Da gibt es die Metallverarbeitung an teils computergesteuerten Maschinen, teils an Vorrichtungen, die von den Betreuern selber konstruiert wurden. Verpackung von Stiften, Spielzeug- und Elektromontage und eine Kreativwerkstatt sind weitere Abteilungen. Die Wäscherei arbeitet sogar für externe Kunden. Per Tampondruck werden zum Beispiel Keyboardtasten bedruckt. Die Küche gibt täglich rund 300 Essen aus. Immer gilt die Devise: „Unsere Bewohner sollen mitten im Leben stehen.“
Eine wichtige Rolle nimmt die Bewirtschaftung des Müßighofes und der umliegenden Ländereien ein. Agraringenieur Albert Strobl setzt in seinem Ausbildungsbetrieb auf biologischen Anbau von Gemüse, Obst und Getreide auf 120 Hektar, ohne Einsatz von synthetischem Dünger. Die Produkte, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, werden im neu erbauten Ökohofladen unter Leitung von Schwester Regina Maria verkauft. Hotelbetriebe aus der Umgebung schätzen die Qualität der Erzeugnisse, zu denen auch Fleisch und Wurst aus der Ochsenmast gehören. „Nach jedem Lebensmittelskandal“, so Joachim Gamperling, „kommen mehr Kunden.“
Natürlich darf, ähnlich wie in anderen Einrichtungen dieser Art, die Tierhaltung nicht fehlen. Klar, dass sich Esel, Rinder, Schafe, Gänse, Ziegen und der Hund Rex das selber produzierte Futter schmecken lassen. Eine besondere Stellung kommt den Eseln zu, die auf Namen wie Toni, Lucca und Lotte höre. Ihr weiches Fell, der treue Blick und auch ihre oftmals stoische Ruhe vermitteln gerade auch Menschen mit Behinderung ein Gefühl des Wohlbefindens und der Harmonie.